zurück zur Übersicht
hardys
11 Tage, 9 Länder und 1930 km bis Griechenland

Kennt ihr es auch? Die Vorfreude auf den Urlaub ist riesig: Man sieht sich schon mit Kuchen auf einem Alpenpass oder Eis schlotzend auf einem schönen Marktplatz im Süden sitzen - wäre da nur nicht die zeitraubende Vorbereitung, das Planen und Packen! Deshalb habe ich diesen Part einfach weggelassen.

Nachdem die Idee, nach Griechenland zu fahren aufgekommen war, buchte ich die Fähre von Igoumenitsa nach Venedig und den Rest wie Strecke, Gegebenheiten der verschiedenen Länder oder die Rückreise ab Venedig ließ ich einfach auf mich zukommen. Am Abend vor der Abreise wurden meine bewährten Kleider und Campingutensilien in die Tailfin Radtasche gepackt, die Kette mit einer zusätzliche Schicht CeramicSpeed versehen und auf die Schnelle eine Komoot- Strecke zur groben Orientierung erstellt - es konnte losgehen!

Macht man sich viele Gedanken, dann fallen einem unzählige Dinge ein, die passieren könnten. Deshalb liebe ich es unbekümmert - andere würden es vielleicht naiv nennen - in eine Reise zu starten und spontan auf die jeweiligen Situationen zu reagieren. Auf was ich mich verlassen können muss, sind mein Material von Fahrrad bis Zelt und meine Beine - alles andere ergibt sich.

(Nahezu) ein Land pro Tag

Mit dem ersten warmen Wochenende startete ich ins Allgäu, wo es sich beim Zelten an einem schönen Bach direkt in die Urlaubsstimmung eintauchen ließ. Von dort ging es über das Hahnntenjoch ins Inntal, was eine beeindruckende, aber steile Alternative zum Fernpass darstellt. Mit der Landstraße über den Brenner begann der dritte Tag der Reise. Wie schön sind der Dolomitennationalpark, die drei Zinnen und der Kreuzbergpass! Voller Glück habe ich an diesem Tag die 240km erlebt und war von der Großartigkeit der Bergwelt fasziniert. Den folgenden Tag in der Ebene bei Udine hatte ich mir ziemlich langweilig vorgestellt, wurde aber von einer saftig grünen Weinrebenlandschaft bis zum Meer positiv überrascht. In Udine habe ich es geliebt, meinen Kaffee nicht auf dem Marktplatz, sondern am Stadtrand in einer Arbeiterkneipe zu trinken. Ich mag es einfach, ein Land authentisch zu erleben und das zwischenmenschliche Treiben zu beobachten.

Ab auf den Balkan!

Slowenien war eine Angelegenheit von keiner Stunde, aber es war der Beginn von Abschnitt zwei: Direkt nach der Grenze spürt und sieht man ihn: den Balkan! Die wilde, unberührte Natur und das einfache Leben zogen mich sofort wieder in ihren Bann! Die Menschen strahlen eine große Gelassenheit aus, genießen bereits morgens Bier und Zigaretten und der Duft unzähliger Grills liegt in der Luft.

Die Vielfalt Kroatiens

In Kroatien legte ich die ersten 600km im Inland zurück, um den Camperverkehr an der Küste zu umgehen. Ist man 5km von der Küste entfernt, hat man die Chance das ursprüngliche Land und nicht nur seine touristische Seite zu erleben. Auch hier gab es tolle, offene und großzügige Begegnungen mit Einheimischen und wunderbare Plätze, an denen ich mein Zelt aufschlagen konnte. In 10km Luftlinie vom Meer entfernt, aber 850m über Meereshöhe legte ich Kilometer zurück, die ich ganz fest in der Kategorie „einmalig“ abgespeichert habe: Kleine Feldwege, absolut einsam und dabei mit einem herrlichen Blick auf die Küste und das Meer. Kroatien zeigte mir aber im Landesinneren auch seine harte, hitzige und karge Seite. Nach der Überquerung des Höhenzugs bei Gracac ging es in der Umgebung von Knin durch eine absolut verlassene und trockene Gegend, in der das Kloster Krupa als einzig wohltuender Lichtblick unerwartet und malerisch in einer grünen Oase am Fluss vor mir auftauchte. Ab Ploce nahm ich die Küstenstraße. Rückenwind, wenig Verkehr und der Blick auf tiefblaues Wasser bescherten mir viele Glücksmomente. Es folgte ein kurzer Abschnitt durch Bosnien der hauptsächlich aus der Stadt „Neum“ bestand.

Gesamte Planung dahin

Überraschend kam an diesem Tag eine SMS der Reederei, dass ich auf eine Fähre drei Tage früher umgebucht worden wäre. Für mich galt es nun einen Zahn zuzulegen, denn es warteten noch 750km auf mich, wollte ich diese Fähre erwischen. Und die Moral von der Geschicht: Plane besser einfach nicht! Die Fähre war der geplante Teil meiner Reise, aber auch das war offensichtlich zuviel

Ohne Stern nichts Wert

Es folgte Abschnitt drei: Montenegro und Albanien. Versorgt mit leckeren Backwaren, vorzugsweise Burek aller Arten, fuhr ich durch Länder, die von großer Gastfreundlichkeit geprägt sind. Ob an Seen, Flüssen oder auf der Wiese eines freundlichen Ziegenhirten – es ließen sich immer schönste wilde Plätze für mein Zelt finden.

Die Situation auf der Straße wurde noch verrückter und das Vernachlässigen von Verkehrsregeln nahm zu. Ich liebe dieses wilde Treiben auf der Straße und passe mich da gerne an. Speziell in Albanien wird einem die geringe Wertigkeit eines Fahrrads schnell bewusst. Rücksicht wird absolut keine genommen. Wenn ich auf der Vorfahrtstraße daher kam, war es für Einbiegende, als wäre die Straße leer. Mit ein wenig Aufmerksamkeit lässt sich aber auch das grinsend hinnehmen. Vermutlich liegt es einfach daran, dass mein Arc8 keine Motorhaube mit Mercedesstern hat. Mercedes E- und C- Klasse scheinen das Statussymbol schlechthin zu sein.

Meine persönlichen Highlights in Albanien: Während mich auf einer in die Jahre gekommenen Brücke einige Daimler nervten, die erfolglos versuchten, Schlaglöchern auszuweichen, war ich auf einmal Teil eines bunten Treibens am Straßenrand, bei dem Ferkel, gebrauchte Steckdosen und Handys aller Arten – allerdings ausnahmslos mit kaputtem Bildschirm – verkauft wurden. Highlight zwei war ein umfunktionierter alter VW Caddy ohne Fenster, aus dem eine Kuh grüßte.

Ein Abschluss wie gemalt

Am letzten Tag nahm ich den steilen Llogora-Pass zurück an die Küste. Für den kilometerlangen Anstieg mit deutlich über 10 Prozent Steigung wurde ich mit einer unglaublichen Abfahrt belohnt: Direkt über der Küste schlängelten sich die Serpentinen zum Meer hinab. Es galt nur auf die freien Pferde Rücksicht zu nehmen, die offenbar diesen schönen Ort auch zu schätzen wissen. Die Küstenstraße bis Igoumenitsa machte genau dort weiter, wo die Passstraße aufgehört hatte: Sie ist eine kleine verwinkelte Straße, die durch schnucklige Örtchen führt und unglaubliche Aussichten bietet. Ein sensationell schöner Abschluss! Auf Grund der umgebuchten Fähre blieb für Griechenland leider wenig Zeit, aber ich habe keine Sorge, dass das lange auf sich warten lässt. Nun weiß ich, dass man nach 11 Tagen und 1930km in Griechenland ankommen kann.

Lieber fliegen als segeln

Ich hatte wieder nur das absolut Nötigste dabei und das war genau richtig! Mit einem kaum spürbaren Zusatzgewicht hatte ich auf den knapp 2000km einen riesigen Fahrspaß. Am liebsten hätte ich Videos davon gemacht, wie ich an anderen Bikepackern vorbeiflog, die bei Gegenwind mit ihren Taschen an Gepäckträger und Gabel und womöglich noch einem Rucksack auf dem Rücken einem Segel glichen. Mein Arc8 lief einfach und ich hatte doch alles dabei! Mein Schlafzimmer aus Zelt, Isomatte und Schlafsack stellte ich an den schönsten Plätzen (wild) auf und es bot mir in jedem Land ein sicheres und wohliges Zuhause. Meine Abendgarderobe aus Tank Top und langer Unterhose oder Badehose war optisch definitiv wieder ein Hingucker und meine Badezimmer waren meist direkt an Gewässern, die neben Erfrischung das reinste Panoramazähneputzen ermöglichten.

Mister Zuverlässig

Mein Arc8 mit den 45mm Reifen auf zuverlässigen DT-Swiss Felgen rollte mal wieder auf jedem Untergrund und mein Vorbau von Vecnum sorgte für Komfort in ruppigen Abschnitten. Dieser Vorbau ist eine Art Federgabel für das Gravelrad, das aber in Gewicht und Optik nicht sehr auffällt. Mit einem Imbus kann man den Federgrad auf die Schnelle für längere asphaltierte Abschnitte komplett starr oder bei heftigen Passagen bergab entsprechend anpassen.

Das Wadentattoo gehört der Vergangenheit an

Inspiriert von Hardys habe ich meine Kette mit UFO Drip von CeramicSpeed versehen. Es ist ein Kettenwachs, das die Kette weniger anfällig gegenüber Schmutz machen, letztlich so Reibung und Abnutzung minimieren und die Haltbarkeit der Kette maximieren soll. Und es hält was es verspricht. 1200km vergingen, bis ich darüber nachdachte, ob die Kette ein wenig Zuneigung gebrauchen könnte und zudem hatte sie gar keinen Schmutz angezogen. Wieder ein kleines Puzzleteil, das mehr Leistung auf die Straße bringt und dazu der schöne Bonus: Kommt man ungeschickt mit seiner Wade an die Kette, so bildet sich nicht der bekannte Öl-Abdruck auf der Haut. Danke für diesen Tipp, Hardys!

DEAD ENDS & Cake

Diese Tour war genau die richtige Einstimmung für mein Rad und mich auf das bevorstehende Abenteuer in der Schweiz! In zwei Wochen steht das Event „DEAD ENDS & Cake“ an, wo es zwar nicht um die Wurst, aber um Kuchen geht! Ich halte euch auf dem Laufenden.

Bis bald!
Gruß Ben

Hegelstraße 7
72663 Großbettlingen
Route planen >>
Zahlungsoptionen
Social Media
cart