Kommenden Freitag geht’s in die Schweiz zu einem Bikepacking- Event, das eine tolle Atmosphäre und wunderschöne Landschaft verspricht und sich von anderen Ultraevents deutlich abhebt. Es gab Hunderte von Bewerbern und ich habe das Glück durch Losentscheid am Start stehen zu dürfen.
DEAD ENDS & Cake ist ein kleines, aber feines Ultrarennen in der Ostschweiz, bei dem es sich selbst zu versorgen und die beste Strecke zu finden gilt – egal, mit welchem Fahrrad. Vorgegeben sind nur fünf Checkpoints, die es in frei wählbarer Reihenfolge abzufahren gilt, sowie Start und Ziel in St. Gallen. Die Checkpoints liegen in Sackgassen („DEAD ENDS“), die von vielen eher gemieden werden - und genau darin liegt ihr Reiz! Kleine, in den Felsen geschlagene Sträßchen, steile Alpenwege und in den Berg gesprengte Tunnels führen praktisch verkehrsfrei bis hoch auf die Alpe oder ans Ende eines Tals. Der Veranstalter spricht von Checkpoints, die inmitten der unglaublich vielseitigen und schönen Bergwelt der Ostschweiz liegen. An jedem Checkpoint wird man mit einem leckeren Kuchen („&Cake“) empfangen.
Jedem Teilnehmer ist überlassen, ob er lieber mit einem Rennrad, einem Gravelrad oder einem Mountainbike startet. Es gilt nur, eine Strecke zu finden, auf der die Vorteile des jeweiligen Fahrradtyps am besten ausgespielt werden können. Fahre ich ausschließlich asphaltierte Straßen, komme ich schneller voran und nehme dafür ein paar Kilometer mehr in Kauf. Wähle ich das Mountainbike und finde Abkürzungen durch beschwerlicheres Gelände, muss ich gar nicht so schnell Strecke machen. Ich entscheide mich für mein Arc8 Gravelrad und einen Mix aus gut zu fahrenden Straßen und Abkürzungen über Kies- und Wanderwege. Hardys hat mein Rad mit den schnellen Gravelreifen G-One RS von Schwalbe versehen, die für diese Strecke genau das richtige Profil haben sollten.
Die fünf Checkpoints sind: Sankt Martin im Calfeisental, Obermutten, Alp Nurdagn, die Bischofalp und der Berg Kamor. Sankt Martin ist ein fast vergessenes Dörfchen, bestehend aus 700 Jahre alten Holzhäuschen. Das hinaufführende Sträßchen ist so schmal, dass der Verkehr nur im Halbstundentakt alternierend geführt wird, was es bei der Planung, zu berücksichtigen gilt. Auf 1863 Metern, hoch über der Schinschlucht liegt Obermutten, ein winziges Walser-Dorf. Ein Hochplateau soll uns Fahrern an dieser Stelle unglaubliche Fernsicht bieten. Der Weg zum Checkpoint Alp Nurdagn führt auf über 2340m. Das letzte Stück ist nicht mehr asphaltiert. An dieser Stelle müssen auch Teilnehmer mit dem Rennrad eine Kiesstraße unter ihre schmalen Räder nehmen. Zur Bischofalp (1650 m) oberhalb von Elm müssen die letzten zwei Kilometer bis zum Bergrestaurant wieder auf einer Naturstraße zurückgelegt werden. Zum Checkpoint Kamor (1722 m) führt – laut Veranstalter -einer „der besten Anstiege im Alpstein überhaupt“. Von Rüthi im Rheintal aus warten 13 Kilometer und fast 1300 Höhenmeter zur Bergspitze auf uns. Aussicht und Kuchen wollen verdient sein!
Die Checkpoints sind mir unbekannt, aber ich freue mich schon ungemein darauf, sie kennenzulernen. Die Strecke wird ausgehend von St. Gallen, hauptsächlich im Rheintal um die Ortschaften Chur und Thusis verlaufen. Diese Gegend ist mir von etlichen Touren und der Zeit, in der ich in der Schweiz lebte, vertraut. Neben meiner guten Ortskenntnis habe ich einen absoluten Local an meiner Seite: Mister Arc8 stammt aus der Schweiz. Ich könnte mir keinen besseren Mitstreiter für dieses Abenteuer vorstellen.
Bei meiner Planung habe ich versucht, neben Abkürzungen, welche Dank meines vielseitigen Arc8 möglich sind, auch die Luftströmungen im Rheintal zu berücksichtigen. Dass starker Gegenwind den Fahrspaß in diesem Tal komplett einbremsen kann, habe ich nicht nur einmal erleben müssen. Meine Route wird knapp 450km lang sein und 9400hm beinhalten. Wie man aus den Beschreibungen ablesen konnte, werden die Checkpoints ausnahmslos in der Höhe liegen, was die vielen Höhenmeter erklärt. Zum Schlafen werde ich nichts einpacken. Der Plan ist, absolut minimalistisch und mit nur einer 4l Seat Pack Tasche, sowie einer kleinen Top Tube Bag von Evoc an den Start zu gehen. Neben Werkzeug werde ich mein Licht und den dazugehörenden Akku, sowie etwas zum Überziehen einpacken und meine Trikottaschen mit reichlich Proviant füllen. Wasser sollte in der Schweiz an den vielen Brunnen problemlos nachzufüllen sein und somit benötige ich dafür keine übermäßige Kapazität.
Wer sich einen Eindruck von diesem Event machen möchte, kann unter www.deadendsandcake.ch/premiere den Film vom letzten Jahr anschauen. Es wird zudem ein Livetracking geben. Ich freue mich auf die herrliche Landschaft, eine schöne Stimmung, interessante Teilnehmer und - Dank der Jahreszeit – eine kurze Nachtfahrt auf leeren Straßen. Nebenbei habe ich die leise Hoffnung, den favorisierten Rennradlern vielleicht doch den einen oder anderen Kuchen wegschnappen zu können.
Gruß Ben